C-V Otto Hermann 1795: Unterschied zwischen den Versionen
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Baron von der Howen nutzte den Fehler der türkischen Armee, die Gebirgspässe ohne Schutz gelassen hatte, und verbrachte mehrere Wintermonate mit seinen Topographen, als Türken verkleidet, im Balkangebirge. Unter großen Entbehrungen und immer in Gefahr, erkannt zu werden, unternahm er im Angesicht des Feindes detaillierte Rekognoszierungen des ganzen Berglandes samt den Gebirgspässen. Das Ergebnis seines Aufenthalts im Gebirge war eine ausgezeichnete topographische Karte und eine detaillierte Beschreibung des Landes, das er verdeckt erforscht hatte. Die russische Armee, die sich auf diese Arbeiten des Barons stützte, marschierte schnell und unverhindert in Richting Silistria und anderer Städte. Für diese Rekognoszierung erhielt Baron von der Howen ein goldenes Schwert mit der Inschrift „Für Tapferkeit“. | Baron von der Howen nutzte den Fehler der türkischen Armee, die Gebirgspässe ohne Schutz gelassen hatte, und verbrachte mehrere Wintermonate mit seinen Topographen, als Türken verkleidet, im Balkangebirge (?). Unter großen Entbehrungen und immer in Gefahr, erkannt zu werden, unternahm er im Angesicht des Feindes detaillierte Rekognoszierungen des ganzen Berglandes samt den Gebirgspässen. Das Ergebnis seines Aufenthalts im Gebirge war eine ausgezeichnete topographische Karte und eine detaillierte Beschreibung des Landes, das er verdeckt erforscht hatte. Die russische Armee, die sich auf diese Arbeiten des Barons stützte, marschierte schnell und unverhindert in Richting Silistria und anderer Städte. Für diese Rekognoszierung erhielt Baron von der Howen ein goldenes Schwert mit der Inschrift „Für Tapferkeit“. | ||
Aktuelle Version vom 4. März 2021, 09:03 Uhr
Christofor Christoforowitsch von der Howen (Gowen) (1795-1890) – Baron, General der Infanterie, Senator, Militärtopograph. Geboren 1795. Zögling des 1. Kadettenkorps, nach Abschluß am 10. Februar 1814 als Fähnrich (Praporschtschik – MT) der 16. Artilleriebrigade zugeteilt.
Nachdem in 1812 die tatarische Bevölkering von Bessarabien in die Türkei umgesiedelt wurde, wollte die Regierung Bulgaren und deutsche Kolonisten im neu akquirierten Gebiet ansiedeln. Eine Sondergruppe von Topographen wurde gebildet, mit dem Auftrag, im verödeten Gebiet vorläufige Aufteilung und Landvermessung durchzuführen. Da die Arbeit aber nur sehr langsam vorankam, bat der Chef der Topographengruppe, Oberst Kornilowitsch, in 1816 darum, Fähnrich Baron von der Howen ihm zur Seite zu stellen. Howen erwarb sich den Ruf eines sehr begabten Geodäsisten, nachdem er sich der Schulung von damals äußerst schlecht qualifizierten Landvermessern gewidmet hatte; er brachte ihnen topographische Vermessungen mit Planchetten sowie die damals neue Lehmann- Methode, Berge auf Landkarten zu zeichnen, bei. Als Kaiser Alexander I. im April 1818 Bessarabien besuchte, wurden ihm topographische Vermessungen von Budschak (so nannten die Türken den südlichen Teil dieses Gebiets) präsentiert. Der Kaiser war damit so zufrieden, dass er Howen reichlich belohnte: er wurde zum Unterleutnant (Podporutschik-MT) gemacht und ins Gefolge Seiner Majestät als Quartiermeister aufgenommen.
In 1819 wurde Baron von der Howen Geodäsie-Lehrer an der Moskauer Militärschule für Kolonnenführer. Aber, da es schwierig war, ihn zu ersetzen, wurde er bald wieder dem Hauptstab der 2. Armee zugeteilt, mit der Aufgabe, neben seinen normalen Pflichten, als Geodäsie-Lehrer für 15 jungen Militärkantonisten zu fungieren (Laut Wikipedia, waren Kantonisten in Russland Kindersoldaten, die seit 1758 jedes Jahr zum Militärdienst in der russischen Armee eingezogen wurden und von ihrem achten Lebensjahr an auf Staatskosten erzogen wurden. Diese Einrichtung wurde nach dem Krimkrieg 1856, mit dem Krönungsmanifest Alexander II. abgeschafft. MT). Howen unterrichtete sie in Mathematik, Geodäsie und Planzeichnen und war darin so erfolgreich, dass Kaiser Alexander I., nachdem ihm in 1821 topographische Zeichnungen der Kantonisten präsentiert wurden, beschloss, einen Sonderkorps der Topographen ins Leben zu rufen, was dann in 1822 auch geschah.
In Fortsetzung seines Unterrichts für die Topographen ging Baron von der Howen zu praktischen Übungen über. In 1823 und 1824 führte er topographische Vermessungen und Rekognoszierungen in den Gouvernements Podolsk, Cherson und Taurien durch. Als Belohnung für die großen Erfolge der russischen Topographen wurde Baron von der Howen am 20. Januar 1825 zum Generalstab der Garde im Dienstgrad des Stabskapitäns versetzt und wurde Leiter der trigonometrischen Vermessungen im Gouvernement Kiew. Nach seiner Zuteilung zum Generalstab hatte er sehr unterschiedliche Pflichten: er war Chef der Topographen der 2. Armee, Oberquartiermeister vom Kaukasischen Sonderkorps und später Stabschef des Sibirischen Sonderkorps.
In 1827, kurz vor dem Türkei-Krieg, bildete Baron von der Howen einen Sonderverband aus den ihm untergebenen Topographen, organisierte eine mobile Zeichnungswerkstatt mit geodäsischen Instrumenten, die mit der Technik der Lithografie arbeiten konnte. Anfang 1828 betrat er mit seinem Verband, zusammen mit dem Hauptstab, das Hoheitsgebiet der Türkei. Im Mai 1828, während der Belagerung der Festung Brailowa, bei intensivem feindlichem Feuer, führte er Vermessungen der Umgebung der belagerten Festung durch und nahm eine Rekognoszierung der Donau-Ufer vor, was notwendig war für die bevorstehende Überquerung der Donau durch unsere Armee. Kaiser Nikolaus 1., der sich überzeugen konnte von der ungewöhnlichen Präzision dieser Arbeiten und von ihrem enormen Nutzen bei der Überquerung der Donau und der Einnahme der Festung, bedankte sich bei Howen persönlich und überhäufte ihn mit Belohnungen; u.a. wurde ihm der St.Anna-Orden Dritten Grades mit Schleife verliehen. Ähnliche Arbeiten, unter den gleichen Bedingungen und mit gleichem Erfolg, führte Baron von der Howen auch während der Belagerung von Schumla, Warna und anderen Festungen durch.
Baron von der Howen nutzte den Fehler der türkischen Armee, die Gebirgspässe ohne Schutz gelassen hatte, und verbrachte mehrere Wintermonate mit seinen Topographen, als Türken verkleidet, im Balkangebirge (?). Unter großen Entbehrungen und immer in Gefahr, erkannt zu werden, unternahm er im Angesicht des Feindes detaillierte Rekognoszierungen des ganzen Berglandes samt den Gebirgspässen. Das Ergebnis seines Aufenthalts im Gebirge war eine ausgezeichnete topographische Karte und eine detaillierte Beschreibung des Landes, das er verdeckt erforscht hatte. Die russische Armee, die sich auf diese Arbeiten des Barons stützte, marschierte schnell und unverhindert in Richting Silistria und anderer Städte. Für diese Rekognoszierung erhielt Baron von der Howen ein goldenes Schwert mit der Inschrift „Für Tapferkeit“.
Nach der Unterzeichung des Friedensvertrags von Adrianopol (1829) wurde Baron von der Howen mit den topographischen Vermessungen von Bulgarien und Rumelien beauftragt. Er war mit dieser Arbeit im Oktober 1830 fertig; gleichzeitig erstellte er eine topographische Karte des europäischen Teils der Türkei basierend auf den astronomischen Punkten, die im gleichen Jahr durch Generalstabsoffiziere festgestellt worden waren. Diese Arbeiten sowie die darauffolgenden topographischen Vermessungen des Kaukasus-Gebirges, durchgeführt unter ständiger Lebensgefahr seitens der wilden Bergvölker, ergaben eine sehr detaillierte topographische Karte des Kaukasus und brachten dem Baron einen exzellenten Ruf unter Experten auf diesem Gebiet und das Wohlwollen des Monarchen, das u.a. zu einer Rente von 1200 Rubel für 12 Jahre führte.
In 1831 nahm Baron von der Howen an dem Krieg gegen die polnischen Aufständischen teil, zuerst mit dem Verband von Generalmajor Schiermann an der Grenze Kurlands und später selbstständig, als Kommandeur einer Einheit, die die Stadt Telsch ( heute Tesiai, Litauen-MT) bewachte.
Nach der Niederschlagung des polnischen Aufstandes wurde Baron von der Howen ins Generalstab versetzt. Er wurde zum Leiter der 3. Abteilung des Militärtopographischen Depots ernannt; ein Jahr später wurde er Oberquartiermeister des Kaukasischen Sonderkorps. Während der Zeit, als er beide Einrichtungen leitete, wurden umfangreiche topographische Vermessungen in den ihm unterstellten Gebieten durchgeführt.
Nachdem am 6. Dezember 1836 Baron von der Howen zum Generalmajor avancierte, sollte er dem Kriegsminister zur Verfügung stehen, aber da die Notwendigkeit bestand, die Gebiete hinter dem Ural topographisch zu erforschen, wurde er im Jahre 1838 zum Stabschef des Sibirischen Sonderkorps ernannt. Außerdem wurde ihm am 6. Dezember 1836 für 25 Jahre untadeligen Dienst als Offizier der Orden des Hl. Georgs, 4.Klasse verliehen (Nr. 5384 nach der Grigorowitsch-Stepanow Liste).
Zwischen 1841 und 1869 verwaltete Baron von der Howen, nacheinander, die Gouvernements Woronesch, Nowgorod und Grodno. Am 6. Dezember 1847 wurde er Generalleutnant, und am 26. November 1869 avancierte er zum General der Infanterie. In seinen letzten Dienstjahren war er außerdem Vize-Vorsitzender des Komitees zur Errichtung der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau.
Unter seinen Auszeichnungen sind: Sankt-Stanislaus-Orden 1. Grades (1838), Orden der Hl. Anna 1. Grades (1840; die Kaiserkrone zu diesem Orden wurde in 1844 verliehen), Orden des Hl. Wladimir 2. Grades (1850), Orden vom Weißen Adler (1867).
Insgesamt diente Baron von der Howen 75 Jahre lang. Er starb am 20.April 1890 im Alter von 95 Jahren.
Im Sammelband „Russisches Kaiserreich: Personen und Fakten“, 4. Ausgabe, wird folgende Episode erzählt:
„Nach der bekannten Denunziation durch Hauptmann Maiboroda, kam General Aleksandr Iwanowitsch Tschernyschow (1785-1857) am 13. Dezember 1825 nach Tultschin (Ukraine-MT), um eine Untersuchung vorzunehmen. Er vereinbarte entsprechende Maßnahmen gegen die Verschwörer mit dem Kommandeur der 2. Armee, Pjotr Christianowitsch Wittgenstein, und bereits am 14. Dezember wurde Oberst P.I.Pestel verhaftet, nachdem man ihn ins Haupquartier bestellt hatte. Am 15. Dezember gingen Tschernyschow und General P.D. Kisseljow nach Linzi (West-Ukraine – MT), um Pestels Papiere zu beschlagnahmen. Dort verhafteten sie weitere Offiziere.
Aber Kisseljow selbst stand unter Verdacht seitens der Machthaber, also gleichzeitig, dem Befehl Tschernyschows gehorchend, beschlagnahmte Oberst Baron von der Howen Kisseljows Papiere bei ihm zu Hause und brachte sie zu Wittgenstein. Wittgenstein war eigentlich ein gütiger Mensch, er hatte Kisseljow gern und war über die Fundstücke betrübt: „Er ist verloren, unser guter Kisseljow! Er wird nach Sibirien gehen müssen“. „Man kann ihn retten“, sagte von der Howen. „Wie denn?“ fragte Wittgenstein, überrascht. „Einfach so“, sagte von der Howen lakonisch und warf den Papierstapel in den Kamin.
P.D. Kisseljow vergaß nie diese Hilfe des Barons von der Howen und unterstützte ihn seitdem immer. (Es handelt sich hier um den Aufstand der Offiziere, Dekabristen genannt, gegen den Zaren im Dezember 1825. MT)
Quellen:
Russisches biographisches Wörterbuch in 25 Bänden unter Aufsicht von A.A. Polowtzow, 1896-1918. Liste der Generäle nach Rang, Stand 1886.