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Dr. Percy v. Schroeders (1902-2002) schreibt am 25. September 1978 an Peter Howen über seinen Großvater: | Dr. Percy v. Schroeders (1902-2002) schreibt am 25. September 1978 an Peter Howen über seinen Urgroßvater: | ||
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''...zunächst war es wohl einmalig, daß mein Großvater (sic!) gleichzeitig Schwager seiner Stiefmutter und seines eigenen Schwiegersohnes war, in 3 Generationen sozusagen lebte. Seine erste Frau war eine Schwester seiner Stiefmutter, seine zweite eine Schwester seines Schwiegersohnes. Ich besitze von ihm einen Brief aus seinen letzten Lebensjahren mit einer gestochen klaren millimetergroßen Schrift. Er war von eisernem Charakter und vollkommen anspruchslos.'' | |||
''Als er als Gouverneur von Grodno schied, verbat er sich die üblichen Abschiedsgeschenke u. wollte nur Brot u. Salz entgegennehmen. Das wurde ihm auch auf einem großen Tablett gereicht. Als er dieses zurückgeben wollte, weigerten sich die Vertreter der Bauernschaft es zu nehmen u. erklärten, daß es zum Brot und Salz gehöre. Es war von schweren russischen Silber u. wurde als Ehrenstück bis 1905 aufbewahrt, wo es in Ordangen dem Brand des Hauses zum Opfer fiel." | |||
''Als Gouverneur von Grodno oder Woronesch kam er großen Veruntreuungen eines Angehörigen des Kaiserhauses auf die Spur u. brachte ihn vor die Gerichte. Daraufhin wurde er zum Kaiser Nikolai I. befohlen. Als er die Vorzimmer betrat, herrschte eisiges Schweigen u. alle seine alten Bekannten taten, als sähen sie ihn nicht. Als er zum Kaiser hereingerufen war, erklärte er kurz u. bündig, er hätte nur das getan, was seinem Amt gebührte, er dürfte keinen Unterschied machen zwischen kleinen u. großen Sündern. Darauf bot ihm der Kaiser den Arm u. ging mit ihm durch die Vorsäle mit den Worten: Hier sehen Sie einen Ritter ohne Furcht und Tadel (chevalier sans peur et reproche). Ekelhaft fand er nur nachher die devoten Entschuldigungen seiner Bekannten.'' | |||
''Er hatte übrigens sehr große Verdienste um die Karthographie des Kaukasus u. war im Krimkrieg Kommandeur der Kaukasusfront. Im Alter hatte er die Seltsamkeit, daß er über alle dunklen Flecken im Fußboden hinwegsprang, weil er sie für Blutflecken hielt.'' | |||
Version vom 27. Januar 2021, 18:02 Uhr
Dr. Percy v. Schroeders (1902-2002) schreibt am 25. September 1978 an Peter Howen über seinen Urgroßvater:
...zunächst war es wohl einmalig, daß mein Großvater (sic!) gleichzeitig Schwager seiner Stiefmutter und seines eigenen Schwiegersohnes war, in 3 Generationen sozusagen lebte. Seine erste Frau war eine Schwester seiner Stiefmutter, seine zweite eine Schwester seines Schwiegersohnes. Ich besitze von ihm einen Brief aus seinen letzten Lebensjahren mit einer gestochen klaren millimetergroßen Schrift. Er war von eisernem Charakter und vollkommen anspruchslos.
Als er als Gouverneur von Grodno schied, verbat er sich die üblichen Abschiedsgeschenke u. wollte nur Brot u. Salz entgegennehmen. Das wurde ihm auch auf einem großen Tablett gereicht. Als er dieses zurückgeben wollte, weigerten sich die Vertreter der Bauernschaft es zu nehmen u. erklärten, daß es zum Brot und Salz gehöre. Es war von schweren russischen Silber u. wurde als Ehrenstück bis 1905 aufbewahrt, wo es in Ordangen dem Brand des Hauses zum Opfer fiel."
Als Gouverneur von Grodno oder Woronesch kam er großen Veruntreuungen eines Angehörigen des Kaiserhauses auf die Spur u. brachte ihn vor die Gerichte. Daraufhin wurde er zum Kaiser Nikolai I. befohlen. Als er die Vorzimmer betrat, herrschte eisiges Schweigen u. alle seine alten Bekannten taten, als sähen sie ihn nicht. Als er zum Kaiser hereingerufen war, erklärte er kurz u. bündig, er hätte nur das getan, was seinem Amt gebührte, er dürfte keinen Unterschied machen zwischen kleinen u. großen Sündern. Darauf bot ihm der Kaiser den Arm u. ging mit ihm durch die Vorsäle mit den Worten: Hier sehen Sie einen Ritter ohne Furcht und Tadel (chevalier sans peur et reproche). Ekelhaft fand er nur nachher die devoten Entschuldigungen seiner Bekannten.
Er hatte übrigens sehr große Verdienste um die Karthographie des Kaukasus u. war im Krimkrieg Kommandeur der Kaukasusfront. Im Alter hatte er die Seltsamkeit, daß er über alle dunklen Flecken im Fußboden hinwegsprang, weil er sie für Blutflecken hielt.